Die Sage des Beauceron

Die Sage des Beauceron ist für mich etwas ganz Besonderes. Es war für mich unglaublich schwer daran zu kommen. Die wenigsten kennen sie und wissen davon. Deswegen verbiete ich jegliche Vervielfältigung!!!
Die Übersetzung ist speziell für mich gemacht worden und es steht ein Copyright darauf.

Ein großes DANKESCHÖN an Marie-Jeanne Fondeur für die Übersetzung!!!

Die Sage des Beauceron


Es war im Jahre 1606, Anthelme Pivoine machte sich in der Abenddämmerung auf den Weg nach Hause.

In diesem Monat September, es war weder schönes noch schlechtes Wetter,weder traurig noch froh, nach
Lust und Laune zwischen Freude und Melancholie.

„La Traverse“, ein Wind aus Südwest, blies sanft eine noch salzige und feuchte Luft. Er bewegte langsam die grossen, vom riesigen runden Mond beleuchteten Wolkenfetzen, welcher hinter den Erlen am Rande des Teiches
herausstrahlte.

Anthelme Pivoine kam heim, schmutzig und erschöpft, gebrochen vor Müdigkeit. Eingewickelt in einen langen Umhang den er über den Boden schleifte und der nur noch die Farbe der Erde hatte, sah Anthelme eher aus wie ein Erdhügel als wie ein Mensch. Jedoch, das hielt ihn nicht von dem Gedanken ab, ans letzte Jahr zu denken, das zu Ende ging. Ein einziges Wort fassen die letzten Monate zusammen: „Regen“, Regen für die Saat, Regen für die Reifezeit, Regen für die Ernte. Einzig die Lese liess sich in annehmbarem Wetter tätigen, aber die Trauben voller Wasser würden nur einen minderwertigen Tropfen ergeben, der beim geringsten Wetterwechsel zu Essig würde.

Der König Heinrich hatte gut reden, dass das Volk jeden Sonntag ein Huhn in den Topf tun sollte, der arme Anthelme, der fragte sich wie er seinen Sohn Romain, seine Tochter Jeannette und seine Frau Jeanne, die ein drittes Kind für Anfang des Jahres erwartete, überhaupt ernähren sollte. Es war nichts mehr im Haus, wirklich nichts. Es war einfach unmöglich bis zur nächsten Ernte auszuhalten.

Während er in seine Gedanken vertieft war, kam er an eine Gabelung zweier Strassen, eigentlich, genauer ein fast unbefahrbarer Weg, der nach Mans führte. Als er jung war, war er in diese grosse Stadt gegangen, die ihm Angst machte, aber er war nie wieder zurückgekehrt , er hatte sogar nie wieder die Lust verspürt hinzugehen.
Der andere Weg war nur ein morastiger Pfad, wo die Fahrrinnen sich in kleine kastanienfarbene Bäche verwandelten, dieser führte nach St-Gatien, sein nächstgelegenes Dorf`. Er beschleunigte seinen Schritt indem er über eine grosse Pfütze sprang, als er meinte etwas Ungewöhnliches zu sehen...

Und wirklich, an der von der Gabelung der zwei Wege geformten Spitze erhob sich ein Erdhügel auf dem, es ist schon lange her, sich ein Missionskreuz erhob. Seit Jahrzehnten, vom Rost zerfressen, vom Wind geschüttelt, war es in sich zusammen gefallen, in die lehmige Rinne.

Der Bauer, den Schatten prüfend und sich nähernd, unterschied, stehend auf dem alten Sockel, eine ungenaue menschliche Kontur. Sie leuchtete ein bisschen in der vollen Dunkelheit, die inzwischen gekommen war. Auf dieser Form in Schwarz gekleidet, wehte ein grosser roter Mantel sanft im Wind. Anthelme erblickte einen grossen spitzen Schwanz, der wütend auf den Boden um die gespaltenen Füsse dieser unheimlichen Person klopfte.

Der Teufel....

Es gab keine Zweifel, es war der Böse. Anthelme hatte zu viele Nachahmer gesehen um sich zu irren. Die Angst erfüllte ihn nicht. Zu dieser Zeit gehörten Gott und der Teufel zum Alltag.

Es war mehr der Vorwitz als der Schrecken, der ihn unbeweglich machte während er mit Aufmerksamkeit diese Erscheinung anschaute.

Eine Stimme mit metallischer Klangfarbe erhob sich.

„Also Anthelme, wie laufen die Geschäfte?“

Sie gingen schlecht, ganz sicher, aber dass der Dämon dies wusste schien unglaublich.

„Sie gehen schlecht, sehr schlecht... aber woher kennen sie mich?“

„Weißt du Anthelme ,ich kenne ein bisschen die ganze Welt und hatte schon mit Manchen zu tun. Ich bin kein so schlechter Teufel und kann dir eine Vereinbarung vorschlagen!“

„Das würde mich überraschen...“

„Aber ja, Jetzt hast du eine Frau und zwei Kinder; Du kannst die nicht alle ernähren, von deinem grossen Appetit nicht zu sprechen. Deine Frau ist schwanger mit einem dritten Kind, was mit deinen Plänen nicht
übereinkommt. Ich schlage die vor, dein nächstes Kind gegen einen gefüllten Speicher, einen blühenden Kuhstall, einen gut besetzten Hühnerstall und keine finanziellen Probleme bis du dein letztes Kind aufgezogen hast!“

„Ein Kind, das tauscht man nicht!“

„Doch, und wenn es nur ist, damit das Leben der anderen gesichert ist. Du hast dein ganzes Leben hart gearbeitet, du hast keinen Heller und bis nächstes Jahr seid ihr vielleicht erhungert! Jedoch, wenn du meinen
Vorschlag annimmst, werdet ihr alle leben, euch wohlfühlen und reich sein. Deine Frau ist noch jung und Nichts hält euch davon ab, andere Kinder zu bekommen!“

„Das stimmt, wenn sie das so sehen... Man könnte darüber nachdenken.... Ich möchte eine Bedenkfrist. Muss man einen Pakt unterschreiben?“

„ Nein“ antwortete der Teufel und lachte lauter, “ich werde dich mit meinen Farben so unauslöschbar zeichnen, und diese werden nur verschwinden, wenn du dich an den Kontrakt hälst. Ich bin immer
noch ein guter Teufel, ich gebe dir drei Tage Zeit. Sei an derselben Stelle zur selben Zeit und denk dran, dass ich nicht gerne warte!“

Daraufhin verschwand er...

Anthelme blieb starr stehen. Wenn nicht ein bestimmtes Licht noch in der Dunkelheit der Nacht zu sehen gewesen wäre, er hätte geglaubt, geträumt zu haben. Endlich... er machte sich auf den Weg in sein Dorf , ganz durcheinander im Kopf.

Als er zu Hause ankam, küsste er seine Frau die ihn erwartete, ein bisschen besorgt wegen seiner Verspätung. Er erzählte kein Wort von der Begegnung. Es war unnötig dies noch zu ihren täglichen Sorgen dazu zu fügen.

Die Kinder schliefen ; es blieb noch Rote Rübensuppe mit ein bisschen Speck übrig. Der Mann setzte sich an den Tisch, während seine Frau sich nach ihm ihren Teil nahm und stehend, nahe am grossen Kamin ass, so wie das in einigen Gegenden noch getan wird.

Sie assen langsam ohne zu sprechen, so wie Leute, die die Preise der Nahrungsmittel kennen. Diese Ruhe
kam Anthelme eher gelegen, dies erlaubte ihm, seine Gedanken zu ordnen. Jeanne würde Ende Januar niederkommen, mitten im Winter; es war ganz sicher, dass ein Kind mehr in der momentanen Lage keinem
helfen würde.

Jedoch....ein Kind hergeben...an den Teufel liefern... Und, wenn es ein Mädchen wäre, dann wäre es nicht so schlimm;ich habe eine Tochter und mit meiner Frau, das sind zwei Frauen im Haus, das reicht.... Jedoch Männerarme, die sind nie zuviel..

Eine Chance auf zwei....dachte er.

Sie gingen schlafen. Anthelme schlief nicht. Wie oft in dieser Jahreszeit, kam der Tag schleichend, die Sonne ging am Horizont auf, die ganzen Felder in Gold und rostfarben leuchtend, damit man noch mehr die letzten schönen Tage bewundere und schätze.

Anthelme stand auf, kaute die wenigen Reste des Abends und ging zur Arbeit, seine Seele in Frieden. Er würde zum Treffen mit dem Teufel gehen.

Die drei Tage und drei Nächte vergingen langsam. Als das teuflische Datum sich näherte, litt Anthelme ein bisschen unter der Last seiner Sorgen.

Es war der Tag, an diesem Morgen war der Himmel wieder zerfetzt, die Wolken zogen und stiessen gegeneinander ohne aufzuhören ihre Wassertropfen über dem Land abzulassen. Vorbei das sanfte Verschmelzen der Goldfarben. Es war die Stunde des Treffens. Vor dem grossen Felsen erahnte man die
Figur Anthelmes, vom Regen triefend, wartend, unbeweglich, auf die Erscheinung des satanischen Partners.

Auf dem Erdhügel erschien das gleiche Glimmern, das die Aufmerksamkeit des Passanten angezogen hatte; im Zentrum erschien die Form Satans.

„Also Anthelme, ich sehe, dass mein Angebot dich nicht unberührt gelassen hat!“

„Ja, ich habe nachgedacht, aber trotz meines Leidens das es kosten wird, bin ich verpflichtet ihren Handel einzugehen, obwohl ich nicht mit meiner Frau darüber gesprochen habe. Ich kümmere mich selbst darum, dir das Kind den Tag nach der Geburt zu bringen, damit sie nichts von ihrem traurigen Schicksal erfährt.“

„ Ich werde jetzt, wie ich es dir gesagt habe, dich mit meinen Farben zeichnen bis die Schuld bezahlt ist!“

Er hob den linken Arm, ein gleissender Funke durchbrach die Nacht und umschloss Anthelme Pivoine.

„Wir treffen uns wieder hier, gleiche Zeit, den Tag nach der Niederkunft, „ heulte der Teufel, nur ein kleines Licht im Nebel des Regens hinterlassend.

Anthelme kam an sein Strohhaus; es schien ihm schöner als zuvor, der First, der durchhing, war wieder ganz gerade; er glaubte zu hören... er hörte das Muhen der Kühe im Stall, er stiess die Tür auf... Drei schöne Kühe mit grossen Hörnern, in den goldenen Farben der Apfelsorte „Reinette“, drehten sich zu ihm, ihre braunen, glänzenden Mäuler in mahlender Bewegung ihrer Kiefer, ihre Lippen grosse lange Fäden Speichel sabbernd;
ein letzter Blick , der Bauer sah, dass die Krippen voller langem und gut riechendem Heu waren.

Bei ihm zu Hause, trotz des Dauerregens, war das Innere trocken und kuschelig. Aufgefädelt auf dem Spiess, drehten sich zwei Hähnchen im Kamin, die einen Geruch von sich gaben, den Anthelme seit Langem nicht mehr in der Nase hatte. Die Freude war überall: der Teufel hatte nicht gelogen!

Der Blick Anthelmes fiel auf den runden Bauch seiner Frau Jeanne. Seine Augenbrauen zusammenkneifend, knurrte er etwas, aber, schnell, mit einer Handbewegung, jagte er die dunklen Gedanken weg.

Der Winter kam schneller als die anderen Jahre; der Schnee bedeckte seit Anfang November den Boden, die Häuser, die Bäume. Die kalten Winde hoben riesige weisse Wirbel, die sich an den starken Mauern des Gutes von Anthelme zerstörten. Der Bauch von Jeanne wurde immer runder...

Für Weihnachten gab es ein Fest im Hause der Pivoine, wie es noch nie eins gegeben hatte.

Der Bauch von Jeanne wurde ganz rund, der Januar verging in der Wärme des Hauses, wo nichts fehlte; es war gut leben.

Am 2. Februar am frühen Morgen, fingen die Wehen an. Jeanne setzte sich in einen Stuhl, wie man es früher gemacht hat, und, wie eine mutige Mutter , fing sie an regelmässig in den richtigen Momenten zu pressen. Gegen 4 Uhr ungefähr, es gab keine Uhr und keine Sonne, kam ein gesunder Junge zur Welt. Der Vater kochte Wasser, säuberte gewissenhaft den Neugeborenen, liess ihn schreien, begutachtete ihn und reichte ihn ganz stolz seiner Frau.

Sie beschlossen ihn Noël zu nennen und feierten zusammen mit den Nachbarn das schöne Ereignis.

Am Abend danach, in seinen langen Umhang eingehüllt, ging der Vater zur Kreuzung der beiden Wege. Es war fast Nacht als er am Fusse des Felsens wartete und, wie gewohnt, erschien der Teufel in der Aura seines Lichts.

„Ich bin zufrieden, Anthelme, dich hier so pünktlich zu sehen. Wo ist das Kind, das du mir schuldest?“

„Satan, mein Herr, das Kind ist im Warmen in seiner Wiege und ich schulde ihnen nichts!“

„Wie, nichts, errötete der Teufel, ich habe dich unauslöschbar gezeichnet, falls du das Versprechen nicht hälst.“

Anthelme richtete sich auf, liess den Umhang heruntergleiten, zeigte dem Teufel seine gesunde Gesichtsfarbe, seinen schwarzen Lippenbart und sein grosses Lächeln, das seine schönen weissen, starken und regelmässigen Zähne entblösste.

„Sie wollen bestimmt von unserer letzten Begegnung sprechen. Mein Herr, sie haben einen kleinen Fehler begangen; das Wesen, das vor dem Felsen stand und mit meinem Umhang bedeckt war, war nur mein Hund.
Ich, ich befand mich hinter dem Felsen!“

Anthelme drehte sich um, pfiff einen grossen Hund herbei, der schwarz und feuerrot war, die Farben des Teufels. Das Tier setzte sich zu seinem Herrn und schien auch zu lachen.

Anthelme fuhr weiter
„Ihm haben sie ihre Farben für immer gegeben. Er war nur ein hässlicher grauer Hund, er ist wunderbar geworden. Was seine Seele betrifft, die bekommen sie nie, denn die gehört nur seinem Herrn, mir, Anthelme Pivoine!“

Der Teufel, überrascht, dass Jemand ihn aufs Ohr gehauen hatte, wütend, donnerte mit seiner Stimme:

„Da sie gewonnen haben, werde ich sie bestrafen, indem ich sie mit meinen Erkennungszeichen markiere!“

Seinen linken Arm hebend, erschienen Blitze mit schrecklichem Zischen, aber Anthelme und sein Hund liefen schon im Zickzack zwischen den Felsen hindurch; die langen Blitze prallten auf den Granitblöcken ab gegen Himmel.

Man hat lange abends am Kamin von dieser sagenhaften Geschichte gesprochen. Der Hund, der den Teufel angeschmiert hatte, wurde von Allen bewundert. Er lebte herrlich in seinem neuen Kleid. Aus der ganzen Gegend brachte man ihm Hündinnen nach Hause, eine anziehender als die andere (er, der durch alle Wälder gestreift war um eine Hundedame zu finden); denn alle wollten Welpen von einem so bedeutenden Hund haben. Eine noch teuflerische Sache, wenn man so sagen kann, die Kleinen tragen, Punkt für Punkt, dieselben Zeichen, dieselben Farben an denselben Stellen.

Da die Region, wo diese Erzählung passierte, in der „Beauce“ war, nannte man sie natürlich Beaucerons...

Wie?... Sie glauben es nicht? Also, dann untersuchen sie näher die Hinterpfoten eines Beaucerons! Ein bisschen höher als der Fuss! Aber nein, nicht aussen, innen... Da, jetzt sind sie richtig; was sehen sie? Eine Art Doppelkralle; eigentlich ein kleiner gespaltener Fuss. Wo kommt er nach ihrer Meinung her? Ganz einfach, der Teufel war nicht so ungeschickt; während der Flucht von Anthelme und seinem Hund traf der Teufel direkt oder indirekt durch Abprallen auf den Felsen den Hund. Die logischste Version ist die vom Abprall, denn wenn man mit gesundem Menschenverstand nachdenkt, ein direkter Treffer des Hundefusses hätte den ganzen Fuss gespaltet, also hat nur ein abgeschwächter Strahl getroffen, der dieses Speziale, was man auch wieder teuflisch bezeichnen kann, entstehen liess.

René Sauvignac
Übersetzt
copyright by Marie-Jeanne Fondeur

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